Straßenbenennung im Baugebiet „Östlich der Weihenlindener Straße“
Auf der Suche nach einem Straßennamen für eine Erschließungsstraße im vorbezeichneten Baugebiet wurde von der Gemeindeverwaltung die Bezeichnung „Herzog Max“ vorgeschlagen, da Straßennamen in der Umgebung oft Bezug zu bayerischen Musikanten haben und der Herzog als Musikliebhaber die Zither popularisiert und Liederbücher veröffentlicht hat. Wir als SPD-Fraktion waren demgegenüber der Ansicht, dass verdiente Bruckmühler Bürger berücksichtigt werden sollten. Dies führte zu folgendem
Antrag der SPD-Fraktion vom 25.10.2020
Der Marktgemeinderat möge beschließen:
den neu zu errichtenden Erschließungsanlagen im Baugebiet Nr. 78 „Östlich der Weihenlindener Straße“ die Straßenbezeichnung
„Fritz-Gleißner-Straße“
zu verleihen.
Begründung:
Fritz Gleißner wurde am 12.3.1897 in Bruckmühl geboren und starb am 24.6.1986. Er war sein ganzes Arbeitsleben lang in der Bayerischen Wolldeckenfabrik tätig und schon ab seiner frühen Jugend politisch und gesellschaftlich aktiv.
Er gründete im Jahr 1922 die Bruckmühler Ortsgruppe der Naturfreunde und wurde zu ihrem ersten Vorstand gewählt. Zahlreiche Wanderungen und Unternehmungen wurden von ihm geplant und durchgeführt. Die Berghütte Huber Alm am Farrenpoint führte Gleißner 5 Jahre lang neben seiner Arbeit in der Fabrik ehrenamtlich an den Wochenenden und sorgte dafür, dass die Besucher gut versorgt waren. Die Bruckmühler Naturfreunde mit Fritz Gleißner waren in der Bergwacht tätig und bildeten sich in Erster Hilfe am Berg aus. Als die 1933 von den Nazis verbotenen Naturfreunde nach dem 2. Weltkrieg wieder gegründet werden konnten, war er erneut von Anfang an dabei und blieb dem Verband bis zu seinem Tod als aktives Mitglied erhalten. Schon in jungen Jahren wurde Fritz Gleißner ein rühriges Mitglied der SPD. In den frühen 1930er Jahren positionierte er sich deutlich gegen eine Machtübertragung an die Nationalsozialisten. 1933 war er der letzte Vorsitzende des Ortsverbandes der SPD. Am 30.06.1933 wurde seine Wohnung durchsucht und verwüstet, er wurde in sogenannte „Schutzhaft“ genommen und im Konzentrationslager Dachau eingesperrt und gequält. Sofort nach der Wiederzulassung der SPD 1945 war er dabei, als der Ortsverein neu gegründet wurde und war viele Jahre lang kommunalpolitisch und in der Partei aktiv. 1984 wurde ihm die höchste Auszeichnung der bayerischen SPD, die Georg-von-Vollmar-Medaille, verliehen.
Nach seiner Entlassung aus dem KZ engagierte sich Gleißner trotz alledem weiter für die Allgemeinheit. Da alle Organisationen der Arbeiterbewegung verboten waren, setzte er sich im Roten Kreuz für die Bürgerinnen und Bürger seiner Heimatgemeinde ein. Im Jahr 1938 wurde aufgrund seines Einsatzes der Gebirgs-Unfall-Rettungsdienst am Ort gegründet. Gemeinsam mit anderen sorgte er dafür, dass Bruckmühl ein Erste-Hilfe-Fahrzeug bekam.
Ein Leben für die Demokratie und die Allgemeinheit – eine Lebensleistung, die posthum wenigstens durch eine „Fritz-Gleißner-Strasse“ in Bruckmühl gewürdigt werden sollte!
Nach kontroverser Debatte wurde über den Tagesordnungspunkt zunächst noch kein Beschluss gefasst und die Entscheidung vertagt.
Robert Niedermeier